In dem karg eingerichteten Raum, der sich als Aufenthaltsbereich tarnte, wo die Bereitschaft habenden Ärzte und Schwestern einen Moment der Ruhe genießen konnten um vielleicht einen Happen zu essen oder einfach nurmal die Füße hochzulegen, lag Dr. Percival Cox auf dem schon zerschlissenen Sofa, die Beine an den Fußknöcheln überschlagen und die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und dachte nach. Ein ereignisreicher Abend lag hinter ihm, der ihm mal wieder einiges abverlangte. Nicht nur, dass Mr. Feller dem Tod nur ganz knapp von der Schippe gesprungen war, weil er im letzten Moment gesehen hatte, dass eine der Dumpfbacken der Assistenzärzte ihm eine Überdosis Insulin verabreichte, auch der Zustand von Mrs. Hamingways Tochter verschlechterte sich zusehens ohne dass sie einen Anhaltspunkt hatten was ihr fehlte. Vor 2 Wochen wurde die Kleine eingeliefert mit den üblichen Beschwerden: Schmerzen in den Gelenken und Händen, leichten Sehstörungen und, so die Anamnese der 'medizinisch geschulten' Mutter, epeleptischen Anfällen in geringerem Ausmaß. Seitdem verstärkten sich jedoch die Symptome. Die Anfälle wurden stärker, das Sehen fiel ihr immer schwerer und die Schmerzen konnten nur durch Gabe von Novalminsulfon in höherer Dosis gelindert werden. Dazu kamen zu allem Überdruss eine schleichende Niereninsuffizienz nebst ataktischen Herzrhythmusstörungen. Was hatte das Mädchen nur? Er hatte natürlich alle möglichen Tests verordnet und sie so oft es ging beobachtet, doch er kam einfach nicht drauf. Langsam und mit knackenden Gelenken setzte er sich auf und nahm noch einmal ihre Akte zur Hand, die auf dem Tischchen vor ihm lag. Darin blätternd besah er sich die Ergebnisse und die Anamnese der Mutter. Dann legte er plötzlich den Kopf leicht schräg und betrachtete eine kleine Notiz ganz am Ende ihrer Akte. 'Verfärbung der Haut zu rötlich-blau an Oberschenkeln und Armen.' Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf, verfluchte lauthals den verdammten Idioten mit seiner Bonsaischrift und hoffte für ihn, dass er ihn niemals in die Finger kriegen würde und ging zur Tür, eine Schwester fast über den Haufen rennend. "Führen Sie bei Miss Hamingway Tests auf Morbus Fabry durch. Am besten gestern." brummte er sie an und machte sich selbst auf den Weg in das Zimmer, um sich ihren Zustand anzusehen.